Wunibald Braun

W.Braun

Wunibald Braun ist das älteste von acht Kindern des Gerichtsbeamten Konrad Braun. Am 20. September 1839 ist er in Eiterfeld, einem hessischen Orte, geboren. Als Gymnasiast in Fulda hat er Freude an Latein und Griechisch; vor allem aber zeichnet er sehr gut. Ihn als Maler auszubilden erlauben die bescheidenen Verhältnisse nicht. Er wird Kaufmann, damit er bald allein sich durchs Leben helfen kann. Sein Weg führt ihn durch viele Städte Deutschlands, er lernt französisch und englisch und kommt auch ins Ausland. Die ersten Ersparnisse nimmt er zu einer Reise nach Rußland; in Petersburg eröffnet er Anfang der 60er Jahre ein Geschäft zur Einfuhr deutscher Waren. Das Importhaus W. Braun ist bald in vielen Teilen des russischen Reiches bekannt und fördert den deutschen Handel nach Kräften.

In Petersburg findet Wunibald Braun auch eine deutsche Lebensgefährtin. Obwohl er sich eingewöhnt hat und seine Tätigkeit einträglich ist, zieht es ihn doch wieder nach Deutschland zurück, umsomehr als seine Kinder heranwachsen und der deutschen Schule bedürfen. So verläßt die Familie Braun 1878 Rußland und zieht nach Frankfurt am Main.

Wunibald Braun hält Umschau nach neuer geschäftlicher Betätigung. Mit dem Würzburger Physikprofessor Friedrich Kohlrausch wird er bekannt durch seinen Bruder Ferdinand Braun, den später weltbekannt gewordenen Forscher. Kohlrausch rät zu einer Beteiligung an der "physikalisch-astronomischen Werkstätte Würzburg". 1882 wird Wunibald Braun stiller Teilhaber - regt aber 1884 die Verlegung des Betriebes nach Frankfurt an.

Es muß dem leitenden Kaufmann daran liegen, das Unternehmen auf feste geldliche Grundlage zu stellen. Mit klarem Blick erkennt er die Absatzmöglichkeiten für elektrische Meßinstrumente; er fördert die Herstellung brauchbarer Betriebsmeßgeräte, während sein Teilhaber mehr für die wissenschaftlichen Instrumente eingenommen bleibt. Wie der junge Kaufmann schon darauf bedacht ist, seinen Brüdern nach Kräften zu helfen und ihnen den Aufstieg in bedeutende Lebensstellungen zu erleichtern, so behält er auch auf der Höhe seiner Erfolge das Mitgefühl für Bedürftige, getreu seinem Grundsatz: "Leben und leben lassen".

Brauns Ratschlag in wichtigen Dingen, so bei Handelsverträgen mit Rußland, ist auch den Behörden wertvoll und wird durch Verleihen des Kommerzienrattitels öffentlich anerkannt. Ein beklagenswertes Geschick jedoch zwingt den von unermüdlichem Schaffensdrang Beseelten, sich immer mehr von der tätigen Mitarbeit am Unternehmen zurückzuziehen, denn eine schleichende Nervenerkrankung führt zu täglich stärker werdender körperlicher Behinderung. Als Vorsitzender des Aufsichtsrats sucht er aber noch mit Rat und soweit möglich, durch die Tat seinen persönlichen Einfluß und seine reichen Erfahrungen dem Werk zu erhalten. Aber die Krankheit zermürbt den Körper immer stärker, bis der Tod am 29. Dezember 1912 dem Leiden, aber auch dem inhaltreichen Leben ein Ende setzt [47].


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